Am 27. Dezember wurde in München Obermenzing die 66-jährige Mira tot aufgefunden. Die ihr zugefügten Kopfverletzungen bezeugen eine Gewalttat. Die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdeliktes. Die genauen Umstände ihrer Ermordnung sind noch nicht bekannt.
Um die Tat sichtbar zu machen, haben wir einen feministischen Gedenkort errichtet. Wir hinterließen Blumen, Kerzen und Schilder. Wir wollen informieren und darauf aufmerksam machen, dass das hier kein Einzelfall ist.
Vergangene Woche ereignete sich ein Femizid in München. Eine Frau* wurde von ihrem Mann* ermordet. Sie hatte eine Woche zuvor bereits die Polizei verständig, dass sie von ihm bedroht worden sei. Erst einige Tage nach ihrem Verschwinden wurde sie tot aufgefunden.
Wir sind traurig. Und wir sind wütend. Jeden Tag versucht ein Mann* eine Frau* zu ermorden. In 2020 wurden bereits 170 Frauen* Opfer von Femiziden. Das ist jeden zweiten Tag ein Frauen*mord. Damit muss endlich Schluss sein!
Im Kampf gegen Gewalt an Frauen* können wir uns nicht auf Polizei und Behörden verlassen. Zu oft wird weggeschaut, zu wenig Täter* werden belangt. Es gibt zu wenig Schutzräume. Diese Gesellschaft schützt Frauen* nicht vor Gewalt. Mehr noch: Sie legitimiert sie.
Nach mobilisierungsintensiven Wochen trafen sich am Tag gegen Gewalt an Frauen* feministische Aktivist*innen aus München auf dem Bordeauxplatz ein. Zur Eröffnung hielt das Aktionsbündnis 8. März, ein Zusammenschluss verschiedener feministischer Gruppen, die auch diese Aktion organisiert haben, eine gemeinsame Rede. Es wurde deutlich gemacht, dass Gewalt gegen Frauen* kein abstraktes und weit entferntes Problem ist, sondern auch hier stattfindet. Erst vergangene Woche ereignete sich ein Femizid in München.
Nach der Performance „Un violador en tu camino“ der Gruppe NiUnaMenos München und einem weiteren kultureller Beitrag startete die Demonstration. Wir zogen mit ca. 370 Teilnehmerinnen durch Haidhausen. Über doppelt so viele Menschen als in den vergangenen Jahren beteiligten sich. Wir wurden nicht müde Parolen zu rufen. Eine durchgehend kämpferische Stimmung erzeugte ein empowernden kollektiven Moment für alle Aktivistinnen. Die Bewohner*innen Haidhauses klatschen an den Fenstern, manche kamen auf die Straße um sich uns anzuschließen.
Die Schilder mit Aufschriften wie „Frauen wehrt euch“ und „We fight back“ zeigten, dass wir Frauen* ermutigen wollen aus der Opferrolle auszubrechen, sich zu organisieren und gemeinsam zu kämpfen. Wir machten deutlich, dass sich unser Kampf gegen Gewalt an Frauen* gegen dieses System richten muss. Wir riefen: „Gegen Patriarchat und Kapital – Frauen*kampf international!“
Die Abschlusskundgebung auf dem Bordeauxplatz wurde genutzt, um den beteiligten Organisationen die Gelegenheit zu geben sich und ihre Arbeit vorzustellen und einzuladen sich im Kampf für die Befreiung der Frau* anzuschließen.
Die Rede, des Offenen Frauen*treffens, die unter starkem Beifall gehalten wurde, dokumentieren wir für euch hier:
– Zusammen gegen Gewalt an Frauen* – steht auf unserem Banner. Zusammen standen wir heute auf dem Pariser Platz um ansprechbar zu sein. Um zu zeigen, dass wir uns solidarisieren und uns zusammenschließen.
Am heutigen Samstag waren wir im Münchner Stadtteil Haidhausen unterwegs um zur Demo am 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen*, zu mobilisieren. Frauen* verteilten Flyer an Pasant*innen und hängten Schilder an Laternen und Haustüren auf. Begleitet wurden sie von einem Auto, das das Viertel mit einem kämpferischen Mobilisierungs-Aufruf beschallte. Zu hören war: „Am 25. November werden sich weltweit Millionen Frauen* die Straßen nehmen um für ein Leben in Sicherheit und Freiheit zu kämpfen!“ Wir riefen die Frauen* Haidhausens dazu auf sich zusammenzuschließen und zu den Aktionen zu kommen: „Frauen* erhebt euch und die Welt erlebt euch!“ Wir werden nicht weiter hinnehmen, dass Gewalt gegen Frauen* als Einzelfälle gelten. We fight back!
Am 7. November hat sich das Offene Frauen*treffen an der Kundgebung von NichtaufunseremRücken am Orleansplatz beteiligt.
In der Krise halten wir Frauen* den Laden am laufen! 80% der Beschäftigten in gesellschaftlich relevanten Berufen sind Frauen*. Zu Hause kümmern wir uns um die Bildung unserer Kinder und die Pflege der Angehörigen. Lohnarbeit und Reproduktionsarbeit. Das ist kein Zufall, es ist die Ausbeutung durch Kapitalismus und Patriarchat.
80% der Gewalttaten gegen Frauen* werden nicht behördlich verfolgt. Femizide und Gewalt gegen Frauen* ist sind in unserer Gesellschaft kein Thema. Das muss sich ändern! 2020 wurden in Deutschlen 143 von Männern aus ihrem direkten Umfeld ermordet. Keine weitere darf ermordet werden! Wir wollen gemeinsam gegen die systematische Gewalt an Frauen* kämpfen. Kurz um, für ein System in dem Frauen* frei und sicher leben können!
Heute abend sind wir gemeinsam durch Haidhausen gezogen um den ermordeten Frauen* zu gedenken und auf Femizide aufmerksam zu machen. Gehen wir gemeinsam auf die Straße am 25. 11. dem Tag gegen Gewalt an Frauen*.
Täglich erleben Frauen* überall auf der Welt Gewalt. Im familiären Umfeld, im Bekanntenkreis, auf der Arbeit, in Bildungseinrichtungen oder beim Feiern. Die Angst vor Gewalt, Übergriffen oder Grenzverletzungen ist für uns Frauen* ständig präsent. Wenn wir nachts alleine nach Hause gehen, ist ein mulmiges Gefühl unser Begleiter. Welche kennt nicht die Geschichten von Mädchen* und Frauen*, die angeblich schwach sind und sich nicht wehren können? Viel zu oft erfahren wir, dass unser ‘Nein’ nicht akzeptiert wird.
Jede vierte Frau* erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt, durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Jeden Tag versucht ein Mann* seine (Ex)- Partnerin* zu ermorden. Jeder dritte Versuch gelingt. Das sind keine’Beziehungsdramen’. Frauen* werden ermordet, weil sie Frauen* sind. Deutlich wird: Nicht jeder Mann* ist ein Täter, aber fast alle Täter*innen sind Männer*.
Die Tarifrunde im öffentlichen Dienst ist vorbei! Es gab viele Streiks und eine hohe Streik-Beteiligung, trotz Corona und den medialen Angriffen. Wir haben als Offenes Frauen*Treffen mit gestreikt, bzw. diese Streiks solidarisch begleitet. Deutlich haben die Beschäftigten und vor allem die arbeitenden Frauen* gezeigt, dass sie kämpfen wollen und werden. Dass sie nicht trotz Corona, sondern gerade wegen Corona für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst auf die Straße gehen werden! Es gab einen Abschluss, der sinnbildlich ist für die Wertschätzung von Frauen*Berufen in unserer Gesellschaft:
Am 28. September war der Tag für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruches. Ein internationaler Aktionstag, welcher die immer noch herrschenden Probleme für Frauen*, die einen Abbruch durchführen lassen wollen, thematisiert. In unserer Gesellschaft ist das Thema Schwangerschaftsabbruch nach wie vor tabuisiert.
In München griffen Frauen* die grüne Farbe der Legalisierungs-Bewegung in Argentinien auf und zogen durch das Münchner Bahnhofsviertel. Kleiderbügel mit Flyer wurden großflächig verteilt. Christlichen Fundamentalisten, die im Bahnhofsviertel ihren Sitz haben und dort regelmäßig ihre ekelhaften Abtreibungsgegner-Veranstaltungen abhalten, wurde ein Besuch abgestattet. Vor dem Gesundheitsamt versammelten sich einige Frauen* für einen gemeinsamen Ausdruck und hinterließen Plakate mit Forderungen. Gerade jetzt zu Corona-Zeiten, in denen das Gesundheitssystem auf dem Prüfstand steh, müssen wir das Thema Schwangerschaftsabbrüche mit in die Diskussion mit einbringen. Zerren wir die Debatte in die Öffentlichkeit und erkämpfen wir uns die Kontrolle über unsere Körper!