8. März 2024: Feministisch kämpfen jetzt!

Wir haben eine Welt zu gewinnen
Stell dir vor, du kannst dir sicher sein, dass du jeden Tag ein Dach über dem Kopf hast – unabhängig davon, wie viel Geld du hast. Du kannst die Heizung aufdrehen, bis deine Wohnung warm ist. Du kannst an jedem Tag im Monat essen, was dir gut tut und bis du satt bist, ohne jede Mahlzeit für dich allein planen, einkaufen, kochen und abwaschen zu müssen. Denn diese Dinge werden gemeinschaftflich organisiert und bleiben nicht an dir alleine als Frau hängen. Dein Kind ist immer gut aufgehoben, während du bei der Arbeit bist. Dort kannst du deinen Aufgaben nachgehen, ohne wegen Personalmangel total gestresst zu sein. Falls du krank wirst, kümmert sich die Gesellschaft darum, dass du die richtige Behandlung und Pflege bekommst. Du weißt, für deine Lieben gilt das auch.
Die Realität ist eine andere
Die Missstände etwa im Gesundheitsbereich, im Erziehungswesen und in der Grundversorgung der Bevölkerung sind kein Ergebnis von „Missmanagement“ durch die Politik. Das System funktioniert genau so, wie es soll. Die Prioritäten der Reichen und der Regierung liegen nicht auf dem Wohlergehen von uns allen, sondern darauf, sich in der harten internationalen Konkurrenz Macht zu sichern und sich zu behaupten. Wir hingegen sollen in der Krise den Gürtel enger schnallen und den wachsenden Gegensatz zwischen Arm und Reich in Deutschland vergessen. Den öffentlichen Dienst auszubauen steht ihnen in Zeiten, in denen die kapitalistische Wirtschaft weltweit kriselt und die Kriegsbereitschaft wächst, definitiv nicht im Sinn. In Deutschland fehlen 400 000 Kitaplätze und im Gesundheitssektor wird massiv gekürzt. 
Lohnabhängige Frauen sind von diesen Entwicklungen insbesondere betroffen. Das Patriarchat maskiert Haus- und Pflegearbeit als natürliche Aufgabe von Frauen, die sie dadurch unbezahlt verrichten. Besonders sie müssen im Privaten auffangen, was nicht vom Staat zur Verfügung gestellt und organisiert wird. Gleichzeitig müssen es sich Frauen immer noch gefallen lassen, als billige Arbeitskräfte ausgebeutet zu werden. Im sozialen Bereich und der Pflege sind es vor allem dort beschäftigte Frauen, die die Überlastung und die Unterfinanzierung zu spüren bekommen. Und als wäre das alles nicht schon genug, sind Frauen täglich mit Sexismus und sexualisierter Gewalt konfrontiert.
Statt in eine gute öffentliche Daseinsfürsorge zu investieren wird uns erzählt für das alles sei kein Geld da. Doch das stimmt nicht: 100 Milliarden für die Bundeswehr waren schnell beschlossen und schon jetzt ist klar, es werden mehr. Auch Konzerne, die Milliarden Dividende ausschütten, werden vom Staat subventioniert. Die gesellschaftliche Wut und Unsicherheit nutzen die Rechten, um mit rassistischen Parolen nach unten zu treten und zu verschleiern, dass die eigentlichen Profiteure der Krise die Reichen sind. Migrant:innen und Geflüchtete werden seitens der Parteien – von AfD bis hin zur Ampelregierung – als Sündenböcke für gesellschaftliche Krisen benutzt. Auch für uns als Feministinnen ist das Erstarken der Rechten eine Gefahr, denn ihr Frauenbild entspricht das der liebenden Mutter am Herd.
Gemeinsam können wir’s verändern
Wir müssen uns zuhören, unterstützen und unsere Wut gemeinsam gegen die richten, die von unserer Unterdrückung und Ausbeutung täglich profitieren. Es gibt viele Beispiele, die uns zeigen, was möglich ist, wenn Frauen sich organisieren: 
2023 haben in Island 100.000 Frauen gestreikt. Einen Tag lang stand alles still, auch  die unbezahlte Arbeit. Die Streiks waren nicht offiziell genehmigt, doch da sich so viele Frauen beteiligten, konnten die Unternehmen sie nicht kündigen
In Italien entflammten landesweite Proteste: Aus einer Schweigeminute wurde eine „Lärmminute“, um die Wut darüber auszudrücken, dass Frauenmorde strukturelle Ursachen haben und der Staat nichts dagegen unternimmt. Auslöser war der 100ste Femizid im Jahr 2023. 
In der selbstverwalteten Region Rojava (Nordostsyrien) wehren Revolutionärinnen erneut heftige militärische Angriffe der Türkei und des IS ab. Sie verteidigen sich und ihre Strukturen, die ein sicheres und selbstbestimmtes Leben für Frauen ermöglichen.
Letztes Jahr am 8.März, dem internationalen Frauenkampftag, gingen in München 6000 Menschen auf die Straße, um für ein sicheres und besseres Leben zu demonstrieren. Sorgen wir dafür, dass es dieses Jahr noch mehr werden. Nehmen wir unsere Freundinnen, Schwestern, Mütter, Arbeitskolleginnen, Nachbarinnen und Kinder mit. Denn je mehr wir sind, desto eher wird klar: Wir wissen, was wir brauchen, um ein gutes Leben für alle zu organisieren. Wir wissen, wie wir die Arbeitsabläufe gestalten müssen, damit wir alle gute Arbeitsbedingungen haben. Und wir wissen, dass uns die Macht, selbst darüber zu entscheiden, nicht kampflos überlassen werden wird. Wir wollen ein sicheres Leben ohne Gewalt. Wir wollen, dass wir entscheiden, was mit unserem Geld gemacht wird: Bildung und nötige Infrastruktur statt Aufrüstung und Kriege. 
Wir sehen uns am 8. März auf der Straße!

Internationaler Frauenkampftag in München:

2000 Streikende im Sozial- und Erziehungsdienst für höhere Löhne; 6000 Menschen auf stark antikapitalistisch geprägter Frauenkampf-Demo!
Der 8. März stand für uns wieder im Zeichen des Frauenstreiks. Am morgen streikten wir als Kolleg:innen oder protestierten als klassenkämpferische Feministinnen für höhere Löhne in Zeiten der Wirtschaftskrise. Wir und viele andere zeigten, dass wir die politische Schwerpunktsetzung der Regierenden auf Aufrüstung und Profitmaximierung nicht mittragen. Unsere Beteiligung an den Streikaktivitäten verknüpfte den Arbeitskampf der Beschäftigten im öffentlichen Dienst mit einer feministischen Perspektive, denn in den sozialen Bereichen arbeiten über 80% Frauen, die dringend auf bessere Arbeitsbedingungen angewiesen sind. Wenn die Löhne nicht steigen, landen wir schnurstracks in der Altersarmut. Viele Diskussionen mit Kolleg:innen zeigten uns, dass es an der Gewerkschaftsbasis ein Interesse daran gibt gewerkschaftliche Kämpfe mit einer politischen Perspektive für eine solidarische Gesellschaft zu verbinden. 
Wir besuchten die verschiedenen Streikposten und mobilisierten dort für unsere Frauenkampf-Demo am Abend, verteilten Flyer und Streikzeitungen. Auf unterschiedlichen Kundgebungen hielten wir Grußwörter. Die anschließenden Sterndemonstrationen zur gemeinsamen Abschlusskundgebung prägten wir mit einem antikapitalistischen und feministischen Ausdruck. 
Am Abend setzen wir ein deutliches Zeichen für Frauenkampf und soziale Revolution. Wir machten deutlich, dass es in der kapitalistischen Gesellschaft für uns nichts zu gewinnen gibt. 6000 Menschen folgten dem Aufruf einen kämpferischen Feminismus auf die Straße zu tragen. Die Spitze wurde gestaltet von klassenkämpferischen Feministinnen, Kommunist:innen, Gewerkschafter:innen, Frauen aus Lateinamerika und kurdischen Freund:innen und auch der Rest der Demo war stark klassenkämpferisch geprägt durch Klimaaktivist:innen, dem Solikommitee für den Erhalt des Kreißsaals im Klinikum Neuperlach und weiteren Beteiligten. Gemeinsam protestieren wir gegen patriarchale Unterdrückung, kapitalistische Ausbeutung und imperialistische Kriege. Wir zeigten, dass wir trotz unserer Unterschiede und verschiedenen Themen zu den wir arbeiten eine Bewegung mit dem gleichen Interesse sind. Wir wollen ein freies und sicheres Leben für alle unabhängig von Geschlecht, Geldbeutel und Herkunft!
Umrahmt wurde die Demo von Feuerwerkelementen, Konfetti, Plakataktionen und Denkmalumwidmungen. Auf der Abschlusskundgebung sangen wir gemeinsam „Cancion sin miedo“ – Eine Hymne des Kampfes gegen Gewalt gegen Frauen. Lautstark schlossen wir den Tag mit der Parole „Wenn wir streiken steht die Welt still“. 
Der gestrige 8. März zeigte uns, dass sich eine kontinuierliche Organisierung und politische Praxis mit allen Hürden lohnt und wir einen starken Ausdruck auf die Straße tragen können. Auch wenn uns die bürgerliche Presse mal wieder ignoriert hat wissen wir, dass wir viele sind. Gestern entwickelten wir ein starkes solidarisches Empowerment! Wir werden weiter daran arbeiten einen Frauenstreik aufzubauen, der nicht als einmaliges Event, sondern als Bewegung sichtbar wird. Frauenkampf ist für uns 365 Tage im Jahr!

8. März 2023: Die Krise heißt Kapitalismus – Feministisch streiken weltweit!

„Jin Jiyan Azadi“ – Frau Leben Freiheit!

Auf der ganzen Welt gehen Frauen auf die Straße – Für eine gleichberechtigte Gesellschaft, Freiheit und Frieden. Die Proteste gegen Frauenunterdrückung im Iran haben sich zu einem gesamtgesellschaftlichen Protest ausgeweitet. Die Menschen im Iran wollen nicht weniger als den Sturz der Regierung und des Systems. In Argentinien ist es durch den Kampf von tausenden Frauen gelungen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs zu erreichen. Die feministischen Kämpfe für Selbstbestimmung und gegen patriarchale Gewalt dauern in ganz Lateinamerika an. Inder selbstverwalteten Region Rojava (Nord-Ost-Syrien) wurden viele Frauenstrukturen geschaffen, die ein sicheres und selbstermächtigtes Leben ermöglichen. Die militärischen Angriffe der Türkei und des IS auf Rojava wehren die Revolutionär:innen ab – Mit an vorderster Front Frauen der Selbstverteidigungseinheiten YPJ.

Die Krisen stecken im System

In Deutschland gerät das Märchen vom ewigen Wachstum und selbstverdientem Wohlstand ins Wanken. Viele Lohnabhängige trifft die Wirtschaftskrise hart: Die Inflation stieg auf eine Rekordhöhe von über 10 Prozent. Viele wissen nicht, wie sie bis zum Monatsende über die Runden
kommen sollen. Während der Staat die Aufrüstung vorantreibt und Energiekonzerne subventioniert, warten wir jahrelang auf einen Kitaplatz, werden Kliniken geschlossen und der öffentliche Nahverkehr abgebaut. In München werden die öffentlichen Krankenhäuser so umstrukturiert, dass
sich Bedingungen für Beschäftigte und Patient:innen verschlechtern werden. Kurz: Die gesamte öffentliche Daseinsfürsorge wird abgebaut. Dies wird auch auf dem Rücken von uns Frauen ausgetragen – Staatliche Aufgaben werden ins Häusliche verlagert.

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