Am 18. Juli wird bundesweit protestiert: Das Bündnis “Nicht auf unserem Rücken” ruft zu Protesten gegen die Herrschenden auf! In München wird es eine Demonstration mit Start 13 Uhr am Georg-Freundorfer-Platz geben.
Auch wir als klassenkämpferische Frauen* werden uns beteiligen. Warum wir das für notwendig halten, lest unseren Aufruf:
Diese oder ähnliche Schlagzeilen konnten wir in den Wochen des Lockdowns immer wieder lesen. Wir sagen: Nicht nur in der Krise halten wir den Laden am laufen. Denn auch unter „normalen“ Umständen ist die Last, die auf uns Frauen* liegt besonders schwer. Deshalb wollen wir nicht zurück in den Zustand vor Corona, in dem angeblich alles normal war. Denn diese Verhältnisse bedeuten kapitalistische Ausbeutung und patriarchale Unterdrückung. Dem setzten wir auch weiterhin Widerstand entgegen! Wir rufen alle Frauen* dazu auf sich an den Protesten gegen die Abwälzung der Krisenlast auf die Lohnabhängigen zu beteiligen. Die Reichen sollen diese Krise bezahlen! Und noch mehr: wir wollen eine Überwindung der unterdrückerischen und ausbeuterischen Verhältnisse. Wir kämpfen für eine solidarische Gesellschaft, die sich an unseren Bedürfnissen orientiert.
Die Arbeit in den gesellschaftlich relevanten Berufen, wird zu 75% von uns Frauen geleistet. Dafür, dass sie die Gesellschaft tragen, herrschen dort unverhältnismäßig prekäre Arbeitsbedingungen. In der Pflege, der Reinigung und dem Einzelhandel sind hohe Belastung und Personalmangel Alltag, bei gleichzeitig niedriger Bezahlung. Einige dieser Berufe erfuhren in der Krise große Beachtung, auf den Balkonen wurde applaudiert. Man hätte meinen können, dass sich nun etwas tut. Sich die Bedingungen verbessern. Doch weit gefehlt: von den versprochenen Prämien ist nichts geblieben, Arbeitgeberverbände kündigen Null-Runden-Tarifverhandlungen an und es wird Personal gespart wo es nur geht. Bei Karstadt/Kaufhof werden tausende Kolleg*innen ihre Jobs verlieren, damit Chef René Benko sich weiter bereichern kann.
Parallel dazu werden 80% der Hausarbeit, Kindererziehung und familiärer Pflegearbeit von Frauen* geleistet. Während Corona erlebten wir eine Zuspitzung dieser Mehrfachbelastung, da es hauptsächlich Frauen* waren, die das Wegfallen der (öffentlichen) Kinderbetreuung abfederten. Die Krise ließ die scheinbaren Errungenschaften der Frauen*, schlagartig in die Geschlechterverhältnisse der 50er Jahre zurück fallen. Schufteten sie im Schichtdienst, mussten sie nebenher mit der Betreuung und dem Haushalt jonglieren. Im Home Office hieß es Kind und Video-Konferenz zeitgleich unter einen Hut zu bekommen. Es waren überwiegend die Frauen*, die die Auswirkungen abfederten. Wer Glück hatte traf auf tolerante Chefs. Weniger Glück hatten die, die mit Lohneinbußen, gar Jobverlust, zu rechnen hatten.
Weniger Lohn und Entlassung bedeutet für viele Frauen* in die wirtschaftliche Abhängigkeit zu ihren Partnern und Familien gedrängt zu werden. Für nicht wenige heißt das tagtäglich physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt ausgesetzt zu sein. Jede vierte Frau* ist einmal in ihrem Leben betroffen von Gewalt innerhalb ihres familiären Umfelds. Jeden Tag versucht ein Mann in Deutschland seine Partnerin oder oder Ex-Partnerin zu ermorden, jeden dritten Tag gelingt dies. Die existenzielle Abhängigkeit hindert Frauen* daran ihre gewalttätigen Partner zu verlassen. Schutzräume für betroffene Frauen* gibt es viel zu wenige. Die wenigen Frauen*häuser, die es gibt sind konstant überlastet und werden viel zu wenig gefördert.
Diese unterdrückerischen und gewalttätigen Verhältnisse in denen Frauen* leben sind nicht zufällig oder naturgegeben. Sie sind Teil eines Systems, das auf Profitlogik und damit der Verwertung des Menschen beruht. In diesem System ist der Stellenwert der Frau weit hinter dem Interesse des wirtschaftlichen Gewinns. Der Kapitalismus profitiert von der doppelten Ausbeutung von Frauen*. Niedrige Löhne in den sogenannten Frauen*berufen und unbezahlte Sorge- und Hausarbeit nähren die kapitalistischen Verhältnisse.
Die systematische Unterdrückung der Frau* ist kein Zustand in dem wir leben müssen. Wir wollen eine Gesellschaft in der Frauen* selbstbestimmt und sicher leben können. Wir wollen die grundlegende Umwälzung der Verhältnisse, hin zu einer Gesellschaftsordnung, in der nicht ganze Teile der Bevölkerung ausgebeutet werden. Eine solidarische Gesellschaft, die nach unseren Bedürfnissen und nicht nach den Interessen einiger weniger orientiert ist. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.
Kämpfen wir gemeinsam gegen die Frauen*unterdrückung und den Kapitalismus!