In der Woche vor dem Internationalen Frauenkampftag waren wir auf der Straße aktiv.
Am 1. März, dem Equal-Care-Day, protestierten wir gegen den Gender-Care-Gap vor dem Staatsministerium für Arbeit, Familie und Soziales. Gender-Care-Gap. Ein großes Wort. Dahinter verbirgt sich die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit in der Gesellschaft. Eine große, geschlechtsspezifische, Ungleichverteilung. Mit einem kämpferischen Care-Mob machten wir unserem Unmut Luft.
Am 5. März feierten wir den 150. Geburtstag Rosa Luxemburg. Mit Reden, Kerzen, Nelken und Kulturprogramm erinnerten wir uns an diese mutige Vorkämpferin. Wir dokumentieren hier ein paar Eindrücke und unsere Rede:
Liebe Genossen und Genossinnen,
heute feiern wir den 150. Geburtstag von Rosa Luxemburg. Gemeinsam wollen wir an die große Revolutionärin und Kämpferin für eine sozialistische Perspektive erinnern.
Wenige Tage vor der Gründung der Pariser Commune wurde Rosa Luxemburg am 5. März 1871 in Polen geboren. In der Aufbruchstimmung des endenden 19. Jahrhunderts verschrieb sie sich dem Sozialismus. Als überzeugte Marxistin stellte sie sich entschieden gegen die reformistischen Strömungen der Sozialdemokratie und stritt für eine revolutionäre Perspektive im Kampf der Arbeiter:innenbewegung. Mutig trat die junge Rosa den verstaubten Revisionisten entgegen und zerpflückte ihre theoretischen Versuche, dem Marxismus die Zähne zu ziehen mit analytischer Schärfe und ansteckender Überzeugung. Ein Affront im Berlin der 1890er Jahre.
Heute gilt Rosa Luxemburg als eine theoretische Vordenkerin der kommunistischen Bewegung, die stets ein Verhältnis zur proletarischen Massenbewegung aufrecht hielt. Trotz langjähriger Haftstrafen ließ sie sich nicht brechen. Wegen ihrer Kriegsgegnerschaft und ihrer organisierten sozialistischen Arbeit in der Gruppe Internationale und dem Spartakusbund verbrachte Rosa den Großteil des 1. Weltkrieges hinter Gittern. Innerhalb der Knastmauern arbeitete Rosa hartnäckig weiter. Sie rechnete mit der kriegsführenden Sozialdemokratie ab, beschäftigte sich eingehend mit der Oktoberrevolution – die sie in erster Linie begrüßte! – und hielt Kontakt zu ihren Genoss:innen. Ungeachtet der harten Repressalien hielt Rosa daran fest die linke Bewegung aufzubauen.
Sie und ihre Mitstreiter:innen legten mit der Gründung der KPD Ende 1918 das kommunistische Fundament in Deutschland. Eine eigenständige Organisation, die nicht nur oberflächliche Verbesserungen für die Arbeiter:innen einforderte, sondern sich unmissverständlich dem revolutionären Bruch mit Kapitalismus verschrieb, um den Interessen der Arbeiter:innenklasse gerecht zu werden – das war ein bedeutender Schritt, der für uns auch heute noch wesentlich ist! Für uns, die linke Bewegung heute, ist es wichtig, dass wir diese ersten Schritte kommunistischer Organisierung als unsere eigene Geschichte beegreifen, sie ergründen und aus ihr lernen.
Auch als Teil der linken Frauenbewegung beziehen wir uns heute auf mutige Genossinnen wie Rosa Luxemburg. Wir wollen aufzeigen, dass es in der linken Geschichte schon immer Frauen gab, die für eine befreite Gesellschaft kämpften. Und dass ihnen ganz besonderer Respekt gebührt, weil sie dabei nicht nur gegen ein frauenfeindliches Gesellschaftsystem, sondern auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen kämpfen mussten. Es waren nicht nur männliche Genossen aktiv im Kampf gegen Kapital und Reaktion. Auch Frauen kämpften an allen Fronten mit und es war noch nie selbstverständlich, dass das auch gewürdigt, verteidigt und unterstützt wurde.
Rosa Luxemburg steht stellvertretend für viele auch unbekannte Frauen, die mutig voran gingen, um der Ausbeutung und Unterdrückung ein Ende zu setzen. In dieser Tradition steht auch unsere Genossin Ivana Hoffmann, die sich in das kurdische Rojava aufmachte und bei der Verteidigung des revolutionären Projekts vor 6 Jahren vom IS ermordet wurde. Ihr Todestag ist diesen Sonntag. Wir erinnern auch an die Münchner Internationalistin Andrea Wolf, die in den Bergen Kurdistans gegen kolonialistische Besatzung kämpfte und 1998 vom türkischen Militär getötet wurde. Wir erinnern an die vielen Frauen, die im Kampf ihr Leben ließen. In unseren Kämpfen lebt ihr weiter!
Das Erbe all dieser mutigen Frauen bleibt Auftrag: das Eintreten für den Sozialismus und die soziale Gleichheit.
Ende möchte ich mit einem Zitat von Rosa Luxemburg, das Schlusswort einer ihrer letzten Veröffentlichungen vor ihrer Ermordung:
“Eure Ordnung ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon rasselnd wieder in die Höh’ richten und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ich werde sein!